Die Pläne der SRG, die Abteilung Information des Radios nach Leutschenbach zu verschieben, sind für uns inakzeptabel. Dies aus mehreren Gründen:
Aus radiopolitischer Sicht: Der gute Ruf der Radio-Informationen hat massgeblich zum hervorragenden Ergebnis bei der No-Billag-Initiative beigetragen. Der Standort Bern kennt eine lange publizistische Tradition und pflegt eine journalistische Diskussionskultur, die von unserem Publikum sehr geschätzt wird. Die Radio-Informationen, das bestätigen Studien immer und immer wieder, sind vom Glaubwürdigsten und Fundiertesten, was der Schweizer Journalismus zu bieten hat. Unsere Redaktionsstruktur sowie der Standort Bern an sich haben hier wesentlich dazu beigetragen. Diese Kultur würde bei einem Umzug aufs Spiel gesetzt und droht verloren zu gehen.
Aus medienpolitischer Sicht: Die deutsch-schweizer Medien konzentrieren sich immer stärker in Zürich und verbreiten damit eine Zürcher Sicht auf die Schweiz. Zuletzt geschehen mit dem Mantelkonzept der Tamedia, welche zu einem journalistischen Kahlschlag bei Bund und BZ in Bern geführt hat. Der föderalistische Aspekt der SRG war ein wichtiges Argument für uns in der No-Billag-Abstimmung. Beim Konvergenzprojekt vor einigen Jahren hat man aus Gründen der Medienvielfalt bewusst darauf verzichtet, die Informations-Abteilungen von TV und Radio zusammenzulegen, im Gegensatz etwa zu Sport oder der Kultur. Sollte die Zusammenarbeit durch den Standort enger werden, läuft es darauf hinaus, dass man diesen zentralen föderalistischen Gedanken und Bern als wichtigen Brückenkopf zwischen der Deutsch- und Westschweiz aufgibt.
Aus personalpolitischer Sicht: Es ist für viele Radio-Kolleginnen und – Kollegen keine Option, Pendelzeiten von mindestens 1 Stunde 40 pro Weg auf sich zu nehmen oder umzuziehen. Die SRG nimmt in Kauf, erfahrene und kompetente Angestellte und damit einen Teil des heute so wichtigen Know-Hows auf einen Schlag zu verlieren.
Nach dieser Abstimmung wäre es daher angebracht, das föderalistische Prinzip des Radios zu stärken, mehr Mittel in die Radio-Information zu investieren und damit den Standort Bern als Kompetenzzentrum des Schweizer Journalismus zu fördern. Stattdessen setzt man auf eine Strategie, welche wir aus der Privatwirtschaft mittlerweile zur Genüge kennen. Nämlich den Glauben, dass die Dinge besser und vor allem billiger werden, wenn sie konzentriert von einem Standort aus produziert werden. Dieses Verhalten mag für private Verlage angehen, die in erster Linie den Aktionären und der Rendite verpflichtet sind. Ein Medienhaus, dass sich der Qualität und dem Volk verpflichtet sieht, von dem es finanziert wird, sollte sich von derlei Denken distanzieren.
Priscilla Imboden, Salvador Atasoy, SSM-Gruppe Studio Bern
Das Communiqué der SSM-Gruppe Studio Bern ist hier zu finden.