Wir schreiben das Jahr 2000. Der damalige Direktor von Radio DRS Walter Rüegg wälzte Pläne, Radio DRS an einem Standort, nämlich in Zürich, zu konzentrieren. In einem Artikel in der Weltwoche skizzierte Christian Mensch («Radio DRS zieht’s in die Medienmetropole Zürich») die Zentralisierungspläne der Radiodirektion:
«Doch die Radiodirektion weiss genau, was sie will. Ihr strategisches Ziel ist ein eindeutiger Produktionsschwerpunkt. Die komplizierten Betriebsabläufe sollten damit gestrafft, die Zusammenarbeit der DRS-Mitarbeiter intensiviert werden. Zudem locken Einsparungen bei der kostspieligen Infrastruktur, was zu einer deutlichen Reduktion der Investitions- und Betriebskosten führen soll. Selbst der Standortentscheid ist intern gefällt: Zürich, so heisst es in einem Zwischenbericht vom April 2000, weise gegenüber Basel und Bern «deutliche Vorteile und interessante Optionen» auf. Der Kurs ist somit abgesteckt, die Planung steht. Bis im Jahr 2003 soll die «Gebäudeplanung» umgesetzt sein.»
Auch damals war der Radio-Standort Bern akut bedroht:
«Das Berner Radiostudio ist von der Konzentration auf die Medienmetropole Zürich am stärksten betroffen. Programmteile von «DRS1» und «DRS 3» ziehen zusammen mit der Abteilung Information nach Zürich, jene von «DRS 2» nach Basel. Zurück bleiben das «Regionaljournal», eine Filiale der Info-Redaktion sowie in der Kuppel des Bundeshauses die Bundeshausredaktion.»
Das gleiche Skript wie heute: Zentralisierung in Zürich – und als Zückerchen für die Politik verbleiben in Bern «Teile der Inlandredaktion» und die Bundeshausredaktion.
Auch damals wurde Kritik an den Umzugsplänen laut – radiointern wie extern. Eine föderalistische Struktur werde kaputt gemacht:
«Walter Rüegg rüttelt an den Grundfesten von Radio DRS. Denn seit 1931, der Lancierung des föderalen «Landessenders Beromünster», gilt die oberste Sorge einem sorgsam austarierten Gleichgewicht zwischen den Sendestandorten: Was von Beromünster aus auf Mittelwelle gesendet wurde, bestand zwingend aus einem Programm, das zu gleichen Teilen in den Studios von Basel, Bern und Zürichproduziert wurde. Selbst das 1945 gegründete «Echo der Zeit» wurde abwechslungsweise in den drei Studios redaktionell betreut und moderiert. 1959 erfolgte nach zähem Ringen in der Programmplanung die Einführung des alteidgenössischen «Vorortsprinzips». Zürich erhielt den Sport und die rätoromanischen Sendungen, Basel die Frauenstunde und den Jazz, Bern die Landwirtschaft und die Religion. Als Zürich 1960 zusätzlich die ernste Musik zugesprochen erhielt, behändigte Basel die Bereiche Unterhaltung und «kulturelle Wortsendungen (exklusive Literatur)» und Bern die aktuelle politische und wirtschaftliche Information.»
Ein paar Jahre später – im Vorfeld der Zusammenlegung von Radio DRS und Schweizer Fernsehen SF – haben die Exponten der DRS-Führung wieder ein Zentralisierungs-Projekt in Angriff genommen. Dieses Mal war der damalige Chefredaktor von Radio DRS und heute Noch-SRF-Direktor Ruedi Matter eine der treibenden Kräfte. In einem Interview mit dem Medienmagazin «Klartext» sagte er 2008:
«Ich glaube nicht, dass man die Abteilung Information wieder in Bern platzieren würde, wenn man ganz neu anfangen würde. Heute würde man wahrscheinlich sagen: Alle Radioprogramme sind an einem Ort, egal wo. Warum bin ich so oft unterwegs und nicht hier an meinem Arbeitsplatz im Studio Bern? Für die Sitzungen der Geschäftsleitung reise ich nach Basel, danach muss ich entscheiden, ob ich den Nachmittag besser nutze, wenn ich in Basel weiter arbeite oder nach Bern fahre. Wäre das ganze Radio in Basel, könnte ich gleich nach Sitzung und Mittagessen in die Redaktion kommen und – damit alle sehen, dass ich da bin -, mal durchs ganze Haus gehen. Ich bin aber nicht nur regelmässig in Basel, sondern auch in Zürich, weil DRS 1 und DRS 3 die wichtigsten „Kunden“ der Abteilung Information sind. Kontakt und Austausch mit ihnen gehören zu meiner Aufgabe als Chefredaktor. Auch das wäre viel einfacher, wenn das ganze Radio an einem einzigen Standort wäre. Unabhängig davon, wo der liegt.»
Die Geschichte zeigt: In der SRG gab und gibt es immer wieder Kräfte, die eine Zentralisierung und eine Konzentrierung am Standort Zürich wollen. Auch die Argumente ähneln sich immer wieder.
Quellen: