Das sind unsere Argumente (alt)

Die Geschäftsleitung SRF prüft, die meisten Redaktionen aus dem Radiostudio Bern zum Fernsehen nach Zürich-Leutschenbach zu verlegen. In der Folge soll die Generaldirektion der SRG vom jetzigen Standort Giacomettistrasse ins zentral gelegene Radiostudio an der Schwarztorstrasse umziehen. Zur Zeit werden die Umzugskosten und das mögliche Sparpotenzial berechnet. Die Zahlen werden im Juni dem Verwaltungsrat der SRG vorgelegt.

Die Arbeitsgruppe «Pro Radiostudio Bern» fordert den Stopp der Umzugspläne. Das sind unsere Argumente:

  1. Glaubwürdigkeit und Vielfalt stehen auf dem Spiel: Die Informationssendungen von Radio SRF, die in Bern hergestellt und gesendet werden, belegen seit vielen Jahren in den Glaubwürdigkeits-Rankings einen Spitzenplatz. Im Kampf gegen die «No Billag» hat die SRG damit massiv und erfolgreich geworben, denn die journalistische Qualität ist quasi ihre DNA. Die publizistischen Vorstellungen der SRF-Geschäftsleitung laufen auf eine schleichende Vollkonvergenz von Radio, TV und Online hinaus. Das heisst: die SRF- interne Vielfalt der Berichterstattung ist gefährdet.
  2. Nur eine dezentrale SRG kann die Schweiz abbilden: Artikel 2 der bundesrätlichen Konzession an die SRG verlangt, dass die Schweiz in ihrer ganzen Vielfalt im Programmangebot erkennbar sein soll. Die regionale Verankerung mit der Information in Bern (dem Politzentrum der Schweiz), den Sendern SRF1 und SRF3 in Zürich und SRF2 Kultur in Basel ist eine über Jahrzehnte gewachsene, sinnvolle Struktur und entspricht auch dem Wunsch vieler BürgerInnen, die die «No-Billag-Initiative» zu Fall gebracht haben. Hinzukommt, dass Bern – im Gegensatz zu Zürich – auch in der Romandie eine hohe Akzeptanz als Brückenkopf zur Westschweiz geniesst.
  3. Zentralisierung von Radio und Fernsehen in Zürich wäre ein fatales Signal: Sie würde die medienpolitische Dominanz der Wirtschaftsmetropole und damit auch den Zürich-zentrierten Blick auf die Schweiz verstärken. Viele Zeitungen in der Deutschschweiz sind fest in Zürcher Hand – neu auch die Basler Zeitung, sowie die beiden Berner Tageszeitungen «Berner Zeitung und «Bund». Die Verlegung des allergrössten Teils der SRF-Info-Redaktionen aus der Bundesstadt nach Zürich würde deshalb den Medienstandort Bern weiter schwächen.
  4. Widerstand von allen Seiten: Aus föderalistischen, medienpolitischen und publizistischen Erwägungen heraus hat sich innert kurzer Zeit eine eindrückliche politische Allianz zusammengefunden: Stadt und Kanton Bern, der Verein Hauptstadtregion, die vier Berner Wirtschaftsverbände, National- und Ständeräte, Regierungsvertreter sowie Stadt- und Gemeindepräsidenten aus den Nachbarkantonen, Berner Kantons- und Stadtratsmitglieder und die Präsidenten von fünf bernischen Parteien fordern einen Stopp der Umzugspläne. Unterstützung für diese Forderung kommt auch von Politikern aus der Romandie. Die Stadt Bern unterstützt zudem die SRG-Generaldirektion bei der Suche nach einem neuen Standort im Stadtzentrum. Zudem wehren sich 175 Mitarbeitende aus dem Studio Bern mit ihrer Unterschrift gegen eine Verlegung nach Zürich.
  5. Spareffekt ungewiss: Die SRG-Geschäftsleitung rechnet bei einem Umzug des Radiostudios von Bern nach Zürich mit einem Sparpotenzial von 3 bis maximal 3,5 Millionen Franken. Das wurde den MitarbeiterInnen auf Nachfrage so kommuniziert. In Zürich entstehen ausserdem neue Baukosten: Es hat in den bestehenden Gebäuden in Zürich-Leutschenbach nicht genügend Platz, um neben der Belegschaft von Radio SRF 1 und 3 auch noch die Info-Leute aus Bern aufzunehmen. Umbauten (eventuell Neubauten) werden nötig sein. Eine aufgesplittete Radio-Informationsredaktion in verschiedenen Gebäuden wäre punkto Effizienz und Workflows ein eklatanter Rückschritt gegenüber dem Status quo.
  6. Bis zu 180 Stellen betroffen: Im Studio Bern arbeiten 222 Angestellte, die Zahl der Vollzeitstellen beträgt 179 (Stichtag 1. Januar 2018). Bis zu 180 Angestellte wären von einem Umzug nach Zürich betroffen. Nicht betroffen vom Umzug sind die Redaktion Bundeshaus (5), die Regionalredaktion Bern-Freiburg-Wallis ( 15) und Teile der Inlandredaktion (13). Wie viele Mitglieder der Inlandredaktion tatsächlich in Bern verbleiben sollen, ist noch unklar. Dazu macht die Geschäftsleitung widersprüchliche Angaben: Einerseits will sie eine «Mehrheit» der Inlandredaktion in Bern belassen als «Zückerchen» für die Politik, damit diese den Umzug akzeptiert. Gleichzeitig wird es als unpraktisch erachtet, eine Rumpfredaktion in Bern zu belassen. Die Chefredaktion rechnet – laut einer ersten Schätzung – bei einem Umzug nach Zürich mit rund 20 bis 30% Abgängen – mit einem entsprechendem Verlust an Radiofachwissen.