Ein bitterer Vorentscheid gegen die Schweizer Medienvielfalt

Mit grosser Enttäuschung nehmen wir vom Entscheid der Fernmeldekommission des Ständerates Kenntnis. Diese hat mit 12 zu 1 Stimmen entschieden, der parlamentarischen Initiative Vonlanthen keine Folge zu geben. Diese Initiative will im Gesetz verankern, dass SRF in Bern ein grosses Studio für die Audio-Informationssendungen betreibt, so wie es heute der Fall ist.

Irritiert hat uns vor allem die Begründung der ständerätlichen Kommission. Sie schreibt in ihrer Mitteilung: «Die KVF nimmt zur Kenntnis, dass die SRG den Herausforderungen der Digitalisierung verantwortungsvoll Rechnung trägt. Ausserdem schätzt sie es, dass die SRG ihre Sparbemühungen insbesondere auf die Infrastruktur und die Administration konzentriert und nicht auf das journalistische Angebot. Sie erkennt daher keinen politischen Handlungsbedarf.»

Die grosse Mehrheit der Mitarbeitenden des Berner Radiostudios sieht das anders. Sie sieht in der Verlegung des Berner Radiostudios nach Zürich eine Gefahr für das journalistische Angebot. Die Qualität und die Vielfalt des Informationsangebots von SRF stehen auf dem Spiel, wenn künftig aus einem zentralen Newsroom mit 560 Mitarbeitenden für alle Sparten (TV, Radio und Online) entschieden, produziert und gesendet wird.

Zudem ist es der SRG in einem ganzen Jahr nicht gelungen, den angeblichen Spareffekt mit Zahlen zu belegen. Wie können der Abbau eines funktionierenden Radiostudios, der Aufbau eines neuen Radiostudios in einem TV-Gebäude und der Umbau des Berner Radiostudios in ein Bürogebäude billiger sein?

Auch dieses Jahr hat SRF wieder bei den Infosendungen und beim Personal gespart – und nicht bei den Mauern, wie immer behauptet wird. Der Umzug wird deshalb laut einer kürzlich durchgeführten Umfrage im Studio Bern explizit nur von rund 14 Prozent der Mitarbeitenden des Studios Bern begrüsst.

Es ist äussert bedauerlich, dass diese Argumente bei den Ständerätinnen und Ständeräten nicht berücksichtigt worden sind und sich die Kommission bei ihrem Entscheid ausschliesslich auf die Argumente der SRG SSR gestützt hat – möglicherweise auch unter dem Eindruck der Drohung der SRG, bei einem Erhalt des Studios Bern bei den Regionaljournalen sparen zu wollen.

Die SRF-Journalistinnen und -Journalisten durften sich in keiner Weise einbringen – weder wurden sie von der Kommission befragt, noch durften sie in der Wandelhalle lobbyieren – ihnen wurde von der SRG ein Maulkorb in eigener Sache verhängt.

Gruppe Pro RadioStudio Bern

Umzug des Radiostudios: Keine vollendeten Tatsachen schaffen (SSM Radiostudio Bern)

Letzte Woche hat die Chefredaktorin von Radio SRF angekündigt, dass die Planung des Umzugs vorangetrieben wird – noch bevor das Konsultationsverfahren durchgeführt worden ist. Das widerspricht diametral dem, was die SRG am Tag des VR-Entscheids beschlossen hat und den üblichen Gepflogenheiten in solchen Fällen.

Die Mitteilung im Intranet und an die Medien vom 19. September lautet: «Die Teilverlegungen stehen unter Vorbehalt des Ergebnisses des durchzuführenden Konsultationsverfahrens».

Ein Auszug aus dem Interview mit Ruedi Matter im Intranet vom gleichen Tag: «Die Teilverlagerung der Radioredaktionen von Bern nach Zürich soll vorbehältlich eines Konsultationsverfahrens stattfinden. Was heisst das? Das Konsultationsverfahren ist eine gesetzliche Vorgabe, da die Verlagerung eines Teils der Radioredaktionen sogenannte Änderungskündigungen bewirkt: Jene Mitarbeitenden von SRF und tpc, die künftig in Zürich angesiedelt sein sollen, müssen neue Arbeitsverträge mit neuem Arbeitsort erhalten. Obwohl wir durch diese Verlagerung keine Stellen abbauen wollen, haben die betroffenen Mitarbeitenden das Recht, dazu angehört zu werden.»

Wie sieht es nun aus mit diesem Recht? Viele Kolleginnen und Kollegen sind motiviert, am Konsultationsverfahren mitzumachen. Wenn dieses erst nach der Umzugsplanung erfolgt, ist es definitiv eine sinnlose Alibi-Übung.

Wir verlangen, dass die SRG alle Umzugsplanungen stoppt, bis das Konsultationsverfahren durchgeführt worden ist. So wurde es versprochen. Sonst ist ein Affront gegenüber den Mitarbeitenden. Ihnen wird die Chance genommen, rechtzeitig seriöse Alternativen zu prüfen und einzubringen.

Wir verlangen, dass die SRG ehrlich kommuniziert und Abschied nimmt von irreführenden und schönfärberischen Begriffen wie «Teilumzug». Das ist reine Propaganda.

Der Vorstand SSM Radiostudio Bern

SRG: La Suisse n’existe pas (Robert Ruoff / Medienwoche)

Die Zukunft der SRG liegt in ihrer Geschichte. Belege dafür liefern dieser Tage ein Schreiben der Regierungspräsidenten von Genf und Bern, sowie das Ende der grossartigen Fernseharbeit von Kurt Aeschbacher.

«Mit der Konzentration auf Geld und Technologie – Sparen, Umziehen, Zentralisieren – werden SRG und SRF keine Begeisterung mehr wecken sondern nur mehr Widerstand oder auch gelangweilte Abwendung. «Der SRG weht ein eisiger Gegenwind entgegen», schreiben Hodgers und Neuhaus. Über die Richtung, aus der dieser Wind kommt, sagen sie nichts. Es scheint fast, als ob er gegenwärtig aus allen Richtungen gleichzeitig weht.»

Den ganzen Artikel lesen Sie hier.

Mediencommuniqué: Umzug Radiostudio Bern – ein fataler Fehler

Stellungnahme der Gruppe Pro Radiostudio Bern zum Umzugsentscheid des Verwaltungsrates der SRG

Die Gruppe Pro Radiostudio Bern ist zu tiefst enttäuscht über den Umzugsentscheid des Verwaltungsrates der SRG. Der Wechsel grosser Teile der Radio-Redaktionen von Bern nach Zürich wird in vielen Belangen negative Konsequenzen haben.

  1. Das von der SRG angekündigte Sparpotential kann nicht erfüllt werden. Zum einen hat sich bis jetzt kein neuer Unter- oder Nachmieter für das Gebäude der Generaldirektion an der Giacomettistrasse gefunden. Es sieht auch nicht danach aus, als ob in den nächsten Monaten jemand bereit wäre, eine Miete von 4,3 Mio. Franken jährlich zu zahlen. Fazit: Die SRG – das heisst die GebührenzahlerInnen – müssen die leerstehenden Räume finanzieren.
  2. Das Zusammenlegen der Radio und Fernsehredaktionen in Zürich vernichtet längerfristig die innerbetriebliche Konkurrenz, die bis jetzt immer als «positiv» und als «Qualitätsmerkmal» hervorgehoben wurde. Folge: Die Berichterstattung von Radio und Fernsehen wird sich angleichen, weil die publizistischen Entscheide im Newsroom in Zürich getroffen werden. Die journalistische Vielfalt verschwindet.
  3. Der Umzug nach Zürich könnte zu einem politischen Eigengoal werden. Die Argumente für den Verbleib des Radiostudios in Bern hat der SRG-Verwaltungsrat schlicht ignoriert. Er brüskiert damit die Vertreter aller Parteien, die Hauptstadtregion Bern, die Trägerschaft SRG Bern Freiburg Wallis. Er gefährdet damit auch den Rückhalt der SRG beim Publikum und in der Politik.

Die Gruppe Pro Radiostudio Bern ist enttäuscht, dass weder das SRG-Management noch der Verwaltungsrat der SRG auf unsere Gesprächsangebote eingegangen sind und das Gespräch über unsere konstruktiven Vorschläge, wie man den Standort Bern beibehalten oder gar stärken könnte, verweigert hat. Die Gesprächsverweigerung ist ein Affront gegenüber den Mitarbeitenden.

Die Gruppe Pro Radiostudio Bern

Für weitere Fragen:

  • Priscilla Imboden Tel. 079 463 04 10
  • Salvador Atasoy Tel. 079 437 71 20